AT: Von Rangeley nach Stratton
Appalachian Trail
Appalachian Trail
Appalachian Trail
Appalachian Trail
Appalachian Trail
Appalachian Trail
Appalachian Trail
Appalachian Trail
Appalachian Trail
Appalachian Trail

Die Wettervorhersage und unsere müden Beine haben einen Zero Day gefordert. Die erste Nacht haben wir in einem schnuckeligen B and B verbracht, was nicht ganz billig war, aber das Frühstück hat den Preis gerechtfertigt. Das war so was von genial. Komischerweise fangen wir an, richtig deftige Sachen zum Frühstück zu essen, Eier und Speck sind da noch die leicht verdaulichen Dinge :-)

Für die zweite Nacht mußten wir leider umziehen, an diesem Wochenende war die Stadt voll, weil es einen Umzug, Parade gab, aber gegenüber im etwas einfacheren B and B gab es noch Zimmer und bei Sandy und seinem Enkelsohn kamen wir dann unter. Sandy ist ein sehr dicker Amerikaner, der gerne auf seiner Terrasse im Schaukelstuhl sitzt und telefoniert. Sein Enkelsohn sitzt gerne vor dem übergroßen Flachbildschirm und guckt Zeichentrickfilme...ein Klischee?

Das Wetter war abscheulich und wir waren im Nachhinein so froh, dass wir nicht weiter gegangen sind. Rangeley bietet einem Hiker übrigens einen guten Pub mit leckeren Wraps, einen Pizzaladen mit übergroßen Pizzen und ein Eiskaffee mit genialem Capuccino :-) Ach ja, einen Waschsalon gibt es auch mit diversen Bildern vom Trail, viele stehen doch irgendwie mit dem AT in Verbindung.

Das Frühstück bei Sandy war so, wie er aussah. Es gab Bratkartoffeln, ein gebratenes Stück Hamburgerfleisch, zwei Scheiben Speck, drei Pancakes mit Blaubeeren, Orangensaft und Kaffee...nein, es wurde uns nicht schlecht und es ist kaum etwas übriggeblieben. Uns ist inzwischen aber auch nix mehr peinlich...

Sandys Enkelsohn erzählte uns beim Frühstück, dass er mit seinem Vater gerne jagen und fischen geht. Er mag gerne in den Läden mit den Waffen gehen und gucken...tja, andere Kinder in seinem Alter sammeln Sticker oder hätten vom neuen PC Spiel erzählt. Wir durften dann noch das Fotoalbum bewundern, wo sämtliche Jagdtrophäen bildlich festgehalten wurden. Das beeindruckendste Bild war wohl das vom geschossenen Elch, der mehr als ein Smart wog und in den ca. vier Männer ihre Patronen abgeschossen haben. Es war mal wieder bizarr...wir wußten nicht wirklich, wie wir darauf reagieren sollten.

Unser Shuttle kam sehr pünktlich und brachte uns schhweigend zum Trailhead zurück. Der Saddleback mit Horn und Saddleback Junior lagen vor uns...das sollte ein hartes Stück Arbeit werden, aber die Aussicht an diesem Tag war grandios. Der Wind allerdings so stark, dass wir die Balance teilweise auf den Felsen verloren und ziemlich kämpfen mussten. Wir sind dann dank des guten Frühstücks (?:-) weiter gegangen als geplant und sind bis zum Poplar Ridge Lean To gekommen, zu dem sich noch zwei weitere Hiker gesellten, die ausgiebigst von ihren "Fressattacken" berichteten. Es geht also allen so, dass sie ständig vom Essen reden, träumen, schmachten...

Die Nacht war wegen der Höhe mal wieder ganz schön kalt, aber der Tag wurde sehr sonnig und wir haben richtig Meilen gemacht, obwohl 2Tall gar nicht so recht in Wanderstimmung war. Die Laune wurde aber schlagartig besser, als er im Dickicht einen Elch erblickt hat. Der Wahnsinn! Nahezu schwarzes Fell, Geweih und ein Blick, der sagte: "Guckt ihr nur ihr Hiker....ich kenne euch und wenn ihr es wagt, näher zu kommen, bin ich wech..." Wir waren wirklich beeindruckt.

Nach 13 Meilen und einem Höllenabstieg zum Fluß hörten wir schon jemanden an der Campsite mit Holz rumhantieren. Da trafen wir dann den etwas übergewichtigen Hiker, den wir schon am letzten shelter kennengelernt hatten. Bei der einsamen Campsite waren wir ganz froh, dass er auch da war. Leider hat er das Feuer nicht in Gang bekommen, aber wir hatten noch einen schönen, kurzen Restabend mit ihm und dann ging es für alle früh ins Zelt. Dadurch, dass wir am Tag vorher so viele Kilometer gemacht haben, war es klar, dass wir es an diesem Tag bis Stratton schaffen würden. Es ging nochmal steil bergan, über Geröllfelder bis zum South und North Peak des Crockers. Auf dem Abstieg überholte uns dann Steady, ein besonderer Thru-Hiker, der schon den Pacific Crest Trail und den Continental Divide Trail gegangen ist und nun an der Ostküste von den Florida Keys bis nach Halifax in Kanada unterwegs ist... *uff* (siehe letztes Foto in diesem Post).

Und mit wem ist Steady befreundet und hat mit ihr schon diverse Meilen gewandert? Mit GermanTourist, einer Deutschen, die wir schon mehrmals per Mail kontaktiert haben wegen diverser Formalitäten fürs Sabbatjahr, it's a small world. Ein Link zu ihrem lesenswerten Blog gibt es auch bei uns oben im Menü unter den Links.

Am Highway angekommen, dauerte es ein paar Minuten, bis jemand uns mitnahm nach Stratton. Nach ca. zwei Minuten Autofahrt bot er uns an, bei ihm zu wohnen, sein Auto zu benutzen und Essen wäre auch reichlich vorhanden....hmmmm, wir haben kurz überlegt, aber das war uns dann doch etwas zu viel Familienanschluss und wir quartierten uns dann lieber im Motel mit hikerfreundlichen Zusatzoptionen ein, wie z.B. Wifi und Waschmaschinenbenutzung.

Die Wetteraussichten sind für den nächsten Tag eher schlecht. Wir machen einen weiteren Zero Day hier und genießen es, dass der GeneralStore direkt gegenüber ist und eine große Auswahl an Ben and Jerry's Icecream bietet!

(Good Grip, 13.8.2013)

 alle rechte vorbehalten. © jahre wandern ∙ impressum ∙ datenschutz