AT: Von Fontana Dam nach Gatlinburg
Appalachian Trail
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Dieses Foto zeigt übrigens den Pool unseres Motels in Gatlinburg...

In Fontana Dam haben wir noch einen Ruhetag eingelegt, weil ich unpässlich war und nicht wandern konnte. Leider mußten wir im Resort unser schönes Zimmer wechseln und hatten nicht mehr ganz so viel Platz, aber der Ruhetag hat uns gut getan und auch ich war danach wieder hergestellt und wanderbereit.

Der nächste Morgen begann mit einem guten Frühstück im Restaurant, aber auch mit Regen, der den ganzen Tag über anhielt. Wir ließen uns zum Trailhead shutteln und verfolgten den Weg bis zum "Fontana Hilton", einem großen Shelter, wo ca. 25 Hiker ihre Isomatte auslegen können. Wir machten dort aber nur einen kurzen Zwischenstop und steuerten aufs Visitorcenter zu, wo wir nochmal nach der Wassersituation an den Sheltern fragen wollten. Dort angekommen trafen wir mal wieder auf alte Bekannte, das Pärchen mit den beiden Australian Shepherds. Sie lassen sich durch die Smokies fahren und werden hinter dem Park wieder auf den Trail gehen, weil sie die Hunde nicht in die Smokies mitnehmen können. Am Visitorcenter wurde erneut die schlechte Wetterprognose bestätigt und ab ging es als große, blaue Schlümpfe verkleidet über den Damm. Die Landschaft um den Damm sieht etwas mitgenommen aus und es wurde deutlich, was für ein tiefer Eingriff so eine Staumauer in die Natur ist.

Um in den Nationalpark zu kommen, mußten wir noch ein Stück Straße gehen, wo uns 2 Wanderer entgegenkamen, die ihre Tour in die Smokies wegen des Wetters abgebrochen haben. Wir hielten jedoch durch, was blieb uns auch übrig, wir registrierten uns mit den vorher ausgedruckten Permits für den Park und los ging es, immer bergauf. Nach ca. 2 Meilen kamen uns die nächsten 3 Sectionhiker entgegen, die ebenfalls ihre Tour abbrachen. Angeblich nicht aus wettertechnischen Gründen, aber vermutlich hat der permanente Regen auch seinen Teil zu dieser Entscheidung beigetragen. Wir stapften weiter, waren aber irgendwann auch echt durch, denn die Nässe kroch uns unter die Ponchos, die Brillengläser beschlugen und an eine erholsame Verschnaufpause war bei dem Regen nicht zu denken. Irgendwann wurde auch der Weg so matschig und rutschig, dass wir nur so dahin glitschten und hofften, dass sich keiner in den Dreck legen würde. Als wir am Spätnachmittag völlig vermatscht, nass und verfroren am Shelter ankamen, befürchteten wir schon, keinen Platz mehr zu bekommen, weil alles rappelvoll war. Aber Atlas und sein Kumpel wollten noch weiter und räumten für uns ein Plätzchen frei. Was für ein Glück, denn bei diesem Wetter wäre Zelten keine wirkliche Alternative gewesen. Wir versuchten uns in der Enge des Shelters etwas trocken zu legen und machten dann draußen unser Abendessen. Wegen der Bären gilt in den Smokies, nicht im Shelter zu kochen und zu essen und auf alle Fälle die Bärenkabel zum Aufhängen für all seine riechenden Sachen, sei es Essen, Zahnpasta oder auch die Händedesinfektion zu benutzen.

Die Nacht wurde speziell, denn ich schlief direkt neben dem größten Schnarcher auf Erden, auf der anderen Seite schlief 2Tall übrigens seelig mit Ohrenstöpseln. Der Typ wurde von mehreren Menschen "ermahnt" sich umzudrehen und auch ich rammte mehrmals meinen Ellenbogen in seine Rippen, damit er endlich diese Kakophonie beendete... es war zwecklos. Ich fragte mich am Morgen schon, warum ich mir das antat. Die Kombination aus Nässe, Kälte, Gerüchen, "Toilet area" mit Spaten (richtig, es gab noch nicht einmal ein Privy, sondern nur ein Minenfeld) und stinkenden, schnarchenden Wanderern, vermieste mir die Stimmung gründlich. Als ich dann noch in nasse Socken und Schuhe steigen musste, war ich auf dem Nullpunkt meiner AT-Euphorie. Aber 2Tall fing meine miese Stimmung auf, ermutigte mich, weiterzugehen und bei dem trockenen Wetter wurde es auch mit jedem Schritt besser. Die Sonne tat ihr übriges und als wir am frühen Nachmittag am Shelter ankamen, waren unsere Klamotten und meine vermatschte Laune wieder trocken...

Die Gesellschaft am Shelter war unterhaltsam, da waren wieder Mr. Toad und Penguin, die für eine Organisation laufen, die Hippotherapie anbietet, 2 Kanadierinnen, die nur für die Smokies aus Toronto angereist sind und Zen und Grandfather Joe, zwei Thruhiker hier aus den USA. Es gesellten sich später noch einige Wanderer dazu, aber das Shelter war längst nicht so überfüllt und die Nacht wurde zwar eisig kalt, aber ruhig.

Für den folgenden Tag war das Highlight der höchste Punkt des AT, der Clingmans Dome. Da hatten wir einige Meilen zu laufen und irgendwie kamen wir nicht so richtig voran, wir machten viele Pausen. Dann mußte die Eine oder der Andere mal in den Busch, dann riss ein Band von der Gamasche. So war immer irgendetwas zu tun, aber das Wandern stand eher im Hintergrund. Bis wir die fliegende Untertasse, den Aussichtsturm vom Clingmans Dome, sichteten. Endlich, wir hatten den Aufstieg geschafft und die Sicht in die Smokies war grandios. In ca. 500m gabs einen großen Parkplatz und ein Visitorcenter, deswegen trafen wir hier nicht nur Hiker, sondern auch Biker und diverse Touris, die schon bei der Rampe zum Turm an ihre physischen Grenzen kamen. Nachdem ich meine Mülltüte erfolgreich an eine Frau loswerden konnte, verlangte sie als Gegenleistung ein Foto von uns. Die Blicke, die uns entgegen kommen, wenn wir erzählen, dass wir extra aus Deutschland für den AT angereist sind, sprechen Bände. Die menschliche Mimik kann sehr vielfältig sein ;-)

Kurz nach dem Clingmans Dome trafen wir "Walking Home", einen Thruhiker aus Maine, der an diesem Tag Slackpacking machte, nämlich ohne Gepäck zum nächstgrößeren Parkplatz unterwegs war, um dort in ein Auto nach Gatlinburg zu steigen. Er bot uns an, uns mitzunehmen, jedoch mußte er unbedingt noch in den Outfitter im Ort, der leider schon um 18 Uhr zu machte. Es war 15.30 Uhr, wir hatten noch 5.5 Meilen zu gehen und der Trail ging leider nicht nur bergab.

Ich weiß nicht genau, wie wir es geschafft haben, aber um kurz nach 17 Uhr hatten wir zusammen mit "Walking home" das Auto erreicht und saßen komplett nass geschwitzt, dezent dehydriert und fassungslos über unsere Raserei durch den Wald, in einem völlig zugemüllten Auto.

Die 15 Meilen Fahrt nach Gatlinburg wurde einige Male gestoppt, weil diverse Leute Bären gesichtet hatten und erstmal gucken wollten. Bärengaffer, nennt man solche Leute wohl.

Kurz noch in den Outfitter geschleppt, die Mahlzeiten für den nächsten Abschnitt gekauft, dann gings ins "Grand Prix", einem billigen Motel, was uns von anderen Leuten auf dem Trail als hikerfreundlich empfohlen wurde. Ja, ja, hikerfreundlich schon, aber einen Abstrich von den Badezimmerkacheln würde ich hier besser nicht vornehmen... mehr sage ich dazu jetzt nicht, Kaschemme reicht, oder?

Wie der Abend noch verlief? Pizzabestellung, Dusche, Mails gecheckt, komatös ins Bett gefallen. Jetzt machen wir einen Ruhetag, das steht mal fest!

(Good Grip, 26.4.2014)

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