AT: Von Hot Springs nach Erwin
Appalachian Trail
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Es ist immer wieder schön, wenn man weiterziehen kann, etwas Neues sieht und schmuddelige Hostels und schräge Mitarbeiter selbiger Etablissments zurück lassen kann.

Der Ort Hot Springs war zwar ideal für Hiker, wir haben alles bekommen, sogar das gute Rock Tape, aber uns gehen dann doch irgendwann die verdreckten Zimmer und unsozialen Typen in diesen Hostels auf den Keks und so wars gut, dass es weiter ging.

Hoch motiviert, bei bestem Wetter, liefen wir am Flüsschen entlang, um dann mal wieder elendige Höhenmeter zu kraxeln. Die Blicke waren grandios, wenn sie nur nicht immer mit soviel Schweiß verbunden wären. Außerdem ist so ein Aufstieg nach einem Townstop eine Herausforderung für jeden Hiker Magen-Darm-Trakt. Wir hatten natürlich gut gegessen und eigentlich soll man ja mit so einer Plauze gar keinen Sport machen... nun denn, ging nicht anders. Kleine Erfolgserlebnisse gibt es dann doch, wenn man an Sectionhikern einfach vorbei ziehen kann. Die Kondition und die Wanderwaden merkt man ja sonst nicht so, aber beim Auf-oder Abstieg fühlen wir doch, dass wir deutlich schneller sind als die Leute, die noch nicht 4 Wochen am Stück gelaufen sind.

4 Wochen? Ja, wir sind schon über 30 Tage unterwegs und an manchen Stellen sieht man es sogar: staubige Gamschen, vedreckte und sehr übelriechende Schuhe, zum Teil selbstständig stehende Socken, blaue Zehennägel, Unmengen von Haaren in manchen Gesichtern und die typische Bräune, die sich nur zwischen oberen Sockenrand und dem Ende der Wandershorts befindet.

Auf unserem weiteren Weg Richtung Erwin waren wir ganz erstaunt, dass wir "Walking Home" wieder trafen und sogar überholten. Er war sehr langsam unterwegs und berichtete, dass er fette Blasen an den Fersen hätte. Der Arme...

Außerdem lernten wir "Raven" kennen, der an einem sehr prominenten Punkt seinen AT Guide verloren hatte. Wir machten sowieso gerade Pause und deswegen passten wir kurz auf seinen Rucksack auf, damit er ohne seine 15 Kilo nochmal den Berg hoch und wieder zurück gehen konnte.

Auch trafen wir wieder Mr. Toad, Penguin und Squeaker, und zusammen überlegten wir, wo wir übernachten könnten, denn das nächste Shelter war zu weit weg und außerdem gabs kein Wasser mehr unterwegs. Glücklicherweise gabs noch ein Hostel, das war quasi unser Notfallquartier, dem wir nun zusammen freudig erregt entgegen gingen. Denn das hieß eine Dusche, vielleicht ein leckeres Frühstück am nächsten Morgen, das wäre toll gewesen.

Als wir am Hemlock Hollow Inn ankamen, nahmen Toad und Penguin die letzte Cabin und wir gingen ins Bunkhouse, wo noch kein anderer Hiker war. Die beiden wollten erstmal im Café etwas essen gehen und ich freute mich auf eine warme Dusche... Aber leider, leider gabs keinen Tropfen Wasser auf dem gesamten Gelände. Hände waschen, Duschen oder gar etwas trinken? Nix, da kam einfach gar nichts aus dem Hahn. Mark bekam dann noch 2 kleine Wasserflaschen, damit wir wenigstens Kochen konnten und für eine leichte Achselreinigung ging ich zum Flüsschen nebenan. Penguin fragte am nächsten Morgen zu Recht im Café, ob denn die Übernachtungspreise in der Cabin eigentlich eine Duschnutzung inklusive hätten. Da bekam sie noch nicht mal eine vernünftige Antwort. Es war unfassbar, denn den Leuten scheint das überhaupt nicht peinlich zu sein. Sie verlangen Geld für dreckige, kleine Räume, in denen fast nichts funktioniert. Gehts noch? Eigentlich nicht :-(

Nach dieser weiteren, schlechten Hostelerfahrung war uns eigentlich klar, dass wir das in unserem Urlaub nicht brauchen, eigentlich...

Wir wurden vom Hollow Inn wenigstens umsonst wieder zum AT gebracht und zusammen mit Toad und Penguin ging es erstmal wieder bergauf, es geht eigentlich immer bergauf und der Spruch, den wir vor 2 Jahren auf dem AT auf einem Holzschild lasen, bewahrheitet sich täglich: "When you are in doubt, the AT always goes up..."

Es ging aber gut voran, denn wir wußten, dass in 5 Meilen Trailmagic auf uns wartete. Es gab am Vortag schon Plakate an den Bäumen und bei so guter Organisation mußte das was Großes sein. Es war noch besser. Auf einem Plateau war ein großes Zelt aufgebaut und der Gasgrill lief schon. Es gab Hotdogs, Hamburger, Salate, selbstgebackenes Brot, frische Erdbeeren und Ananas, Kekse, Kuchen, Kaffee, Kakao mit Marshmallows und kalte Getränke. Hammer! Toll, was sich die hiesigen Wanderclubs für Mühe machen, um die Thru-Hiker zu unterstützen. Uns fiel es echt schwer, dort wieder loszuziehen, es war toll, mit diversen Leuten draußen zu sitzen und leckere Sachen zu essen.

Der weitere Weg hatte dann wieder toll Blicke, aber am Ende mußten wir sehr lange steil bergab gehen, was unsere Zehen uns sehr übel nahmen. Ein letzter, kurzer Aufstieg, dann waren wir endlich an unserem Zielshelter und mussten feststellen, dass es schon rappelvoll war. Zelte, Hammocks... überall Leute, Hunde und Gegröle. Das Lagerfeuer war auch schon in vollem Gang und es war nicht so einfach, einen guten Platz fürs Zelt zu finden.

Hinterm Shelter gabs noch ein fast ebenes Plätzchen, aber das viele Toilettenpapier zeugte auch von einer anderen Nutzung dieses Fleckchens... zum Glück wurde für die größeren Geschäfte dann wohl doch das naheliegende Privy genutzt. Tja, das ist leider auch der Trail, die menschlichen Überreste sind einfach nicht zu übersehen, und leider sind es vorwiegend Frauen, die ihre Feuchttücher einfach irgendwo hinschmeißen, anstatt sie mitzunehmen und vernünftig zu entsorgen :-(

Die Nacht war aber wider Erwarten ganz erholsam für mich, denn die Leuten verhielten sich einigermaßen ruhig und wir konnten sogar bis 7.30 Uhr schlafen. Dementsprechend spät ging es dann am nächsten Tag weiter, aber trotzdem war es möglich, unser 15 Meilen Tagespensum zu schaffen.

Das Wetter war wieder wieder super sonnig und fast ohne Steigung kamen wir richtig zügig voran. Aber der nächste Anstieg ließ nicht so lange auf sich warten, es wurde richtig fies und sehr schweißtreibend. Wie gut, dass wir eine repräsentative Auswahl an Getränkepülverchen parat hatten, die uns Elektrolyte, Vitamine und überhaupt unsere volle Kraft sofort zurückgaben... oh ja.

Das nächste Shelter steuerten wir nur wegen des Wassers an, aber leider lag der Bach ca. 400m vom Shelter entfernt. Schnick, schnack, schnuck... Streichhölzer ziehen? Nein, ich machte mich freiwillig auf den Weg, denn ohne den großen Rucksack fühlt sich das Laufen schwebend leicht an, leider hält dieses Gefühl nicht so lange an und mit 3 Litern Wasser unterm Arm läuft es sich auch nicht mehr ganz so locker.

Nach vielen Aufstiegen durften wir auch irgendwann mal wieder absteigen, uns kamen diverse Tageswanderer entgegen, da eine größere Straße und ein Parkplatz in der Nähe waren. Wir mußten ebenfalls an diesem Parkplatz vorbei und netterweise hatte ein Trailangel diverse Getränkedosen in einer Kühltasche an den Weg gestellt. Ich konnte mich nicht entscheiden und wählte die schönste Dose mit einem Elefanten aus. Es schmeckte sehr nach Bier und leider war nach drei großen Schlucken klar, dass das kein alkoholfreies Bier war. Uff, der Weg schlängelte sich plötzlich extrem unter mir herum. Meine Wanderstöcke erwiesen sich in dieser Situation als sehr nützlich.

Ziel an diesem Tag war eine Campsite im Low Gap. Auf dem letzten Stück dorthin hörten wir viele Schüsse in der Nähe und uns war ziemlich unwohl bei dem Geballer. Dann kam uns noch ein dauergrinsender Tageswanderer mit nacktem Oberkörper und Hut entgegen... lag es an dem Tag oder war es eine besondere Gegend? Speziell.

Unsere Campsite war mäßig, wir waren zwar mit die Ersten dort, aber wenn quasi alles am Hang liegt, ist es nicht so einfach, einen ebenen Untergrund fürs Zelt zu finden. Die Nacht war nicht wirklich erholsam, denn ich rutschte permanent von der Matte auf Mark drauf und eine Tiefschlafphase kam dadurch nicht zustande. Da haben die Leute es mit ihren Hängematten doch manchmal einfacher.

Den 4. Tag in Folge mit 15 Meilen spürten wir inzwischen schon in den Knochen, Mark hatte sich außerdem einen Schnupfen eingefangen und war deswegen ganz schön fertig. Kurz vor Erwin machten wir noch einen Stop im "No business knob" Shelter. Leider mal wieder ohne Privy und ohne Bärenkabel. Wir trafen Walking home, Red Robin, Raven und Atlas wieder, so dass es trotz der Anstrengung vom Tage ein sehr unterhaltsamer Abend wurde. Wir schliefen diesmal im Shelter, weil wir keine Lust hatten, das Zelt aufzubauen. Leider schnarchte jemand im Hammock direkt vor dem Shelter und die Nacht"ruhe" war mal wieder dahin.

Bis Erwin hatten wir am nächsten Tag nur noch 6 Meilen, ich freute mich sehr auf diesen Townstop, nach 5 Tagen unterwegs rochen wir doch etwas streng, die Socken standen quasi allein in den Schuhen und unsere Futterbeutel waren extrem leicht geworden. Wir hatten schon von unterwegs eine Cabin im Uncle Johnny's Nolichucky Hostel gebucht, direkt am Trail mit Transfers in die Stadt und der Möglichkeit, unsere Klamotten zu waschen. Warum werden wir aus unseren vorherigen Hostelerfahrungen nicht schlau? Es kam nämlich wie befürchtet, eine abgeranzte Anlage mit dreckigen Sanitäranlagen und unpraktischen, vollgestopften Zimmern. Unfreundliches Personal und einer Menge Thru-Hikern im Alter von 20-24, die vorwiegend das Wort "fuck" benutzen und sich nach Tagen auf dem Trail mit Bier oder anderen Dingen zudröhnen. Ich glaube, für manche Sachen sind wir einfach zu alt ;-)

Nach einem Umzug ins Motel konnten wir den Ruhetag in Erwin aber doch noch geniessen. Morgen gehts weiter, richtig, erstmal bergauf!

(Good Grip, 8.5.2014)

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