Eifelsteig: Von Gemünd nach Kornelimünster
Eifelsteig
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Endlich wieder Karnevals-Session, endlich wieder ein langes Wochenende, was die einen nutzen, um sich als Sensenmann oder Pirat zum Affen zu machen, oder die anderen, um eine Wandertour in der Eifel zu genießen. Wir haben uns mit unseren langen Unterhosen, Handschuhen, Mützen und Schlauchschals ausgestattet und sind bis nach Gemünd mit dem Auto gefahren, um von dort bis nach Kornelimünster, dem nördlichen Beginn des Eifelsteigs zu laufen.

2Tall hat für diese Tour einen neuen Rucksack in Gebrauch, den er selber genäht hat und der deswegen auch passt. Toll! Ich bin total beeindruckt, dass er Rucksäcke machen kann, ich kann noch nicht mal einen Reißverschluss einnähen...

Das Wetter war in den ersten Stunden unserer Etappe sonnig bis manchmal ganz schön windig. Sollte es die nächsten Tage so bleiben, wären wir super zufrieden. Denn die Aussichten hatten Regen von Westen versprochen und wir waren im Westen, tief im Westen ;-)

Die großen Schilder kündigten früh den Truppenübungsplatz an, wo immer wieder ein "Betretungsverbot" ausgesprochen wurde. Komisches Wort, aber wegen der "gefährlichen" Gegend wohl notwendig. Wir blieben also ganz vorschriftsmäßig auf den Wegen zwischen den roten Pfosten und sahen bald schon die Kasernenanlage, die immer noch von Holländern und Belgiern genutzt wird. An einer geschützten Stelle eines Gebäudes nutzen wir die Picknickbank für unsere Mittagsmahlzeit und genossen die Sonne dabei. Was gibt es Schöneres, als ein selbstgeschmiertes Hasenbrot mit Gürksken und Tomätchen, auf einem Sitzpad sitzend zu verspeisen und dazu aus der Thermoskanne Tee zu trinken.

Nicht weit weg von der Kaserne begann das Gelände der Ordensburg Vogelsang. Ein völlig übertriebener Bau der Nazis, der mit Abstand betrachtet immer mächtiger und absurder erschien. Völlig irre!

Etwas weiter folgte die nächste Besonderheit auf dem Steig, nämlich die Wüstung Wollseifen. Ebenfalls ein absurdes Beispiel verrückter Militärführung. 1946 mußten nämlich ca. 500 Menschen das Dorf wegen der Einrichtung eines Übungsplatzes "mal eben räumen". Nicht, dass man kurz nach dem 2. Weltkrieg nicht noch andere Dinge zu tun gehabt hätte, als sich eine neue Heimat zu suchen. Quasi Obdachlosigkeit leicht gemacht.

Einige Häuser und die Kirche stehen noch, was aber die Trostlosigkeit dieses Ortes nur noch unterstreicht. Wegen des Kosovokriegs, einige Jahre später, wurden nochmal kurzfristig ein paar einfache Häuser aufgebaut, um den Kampf auf der Straße zu üben. Es bietet sich ein bizarrer Anblick und der Nieselregen, der dann auch noch runter kam, machte alles itgendwie bizarr. Die Leute des Ortes sind aber mit ihrer Heimat wohl immer noch verbunden und pflegen die Ortschaft als Museumsdorf.

Wir hatten ab Wollseifen noch ein paar Kilometer vor uns und legten den Stechschritt ein, weil wir Sorge hatten, dass das Tageslicht nicht mehr reichen würde. Aber die Abendstimmung am Rursee hatte auch etwas, fast allein mit diesem besonderem Licht, gingen wir am Ufer entlang und konnten noch einige Eisfelder auf dem Wasser beobachten.

Unsere Unterkunft in Einruhr war schnell gefunden und die holländischen Gastgeber wollten erstmal Kohle sehen, ok, gut, zahlen wir eben vorher. Das Zimmer war übersichtlich, die Dusche warm, das Essen ebenso, also fast paradiesisch ;-) Nein, das wars nicht, aber die Leute sehr nett und zuvorkommend, immerhin. Ich wollte noch gemütlich abends lesen, aber um 21.30 Uhr schlief ich stumpf ein und wurde bis zum nächsten Morgen auch nicht mehr wach. Selbst 2Talls Betteinsturz hörte ich nicht, der Weg und das Wetter kosteten wohl doch mehr Energie als gedacht.

Am nächsten Morgen mußten wir erstmal aus dem Tal herauskraxeln, hatten dann aber einen schicken Blick über See und Örtchen. Die Sonne strahlte auch schon und wir freuten uns auf einen tollen Wandertag, der schon so schön trailig begann. Die Sonne wurde immer wärmer und als wir zum weißen Kreuz sehr steil gingen, schwitzten wir unfassbar und wir wunderten uns gar nicht über Leute, die uns im T-Shirt entgegenkamen. Dieser Abschnitt des Steigs erinnerte mich sehr an unsere ersten Tage auf dem AT, denn das Licht, die warme Sonne, die kahlen Bäume und Hänge, sahen der Gegend in Georgia so sehr ähnlich. Vor über einem Jahr starteten wir von Amicalola Falls. Schon über ein Jahr her? Unbelievable!

Wir hatten noch weitere Höhenmeter und Kilometer vor uns, so dass wir auch die Pause am Kreuz irgendwann beenden mußten. Die Strecke am Kluckbach kürzten wir etwas ab und das war gut so, denn der Uferweg mit der tiefstehenden Sonne war wildromantisch und 2Tall konnte seine Kamera kaum aus der Hand legen. Bis Höfen ging es dann weiter bergan, aber so richtig ausschreiten konnten wir wegen der vereisten und teilweise verschneiten Wege nicht. Es wurde rutschig bis eisig und da war ich mal wieder froh, dass ich meine Stöckchen dabei hatte, die mir auch in dieser Situation tapfer "zur Seite standen".

In Höfen suchten wir vergeblich die Hecken am Heckenweg, aber im Ort gabs dann endlich schicke Häuser mit Buchenhecken, endlich Hecken. Das Dorf hat wohl schon Preise eingeheimst, wegen dieses schönen Buschwerks, aber wir erfreuten uns über ganz andere Dinge. Als Wanderer ist ein warmes Plätzchen zwischendurch einfach mal schön, und dass wir dann noch Kaffee und frisch gebackenene Waffeln in der alten Molkerei bekamen, machte die Pause super. Da nahmen wir auch in Kauf, dass uns ein Polizist bediente und im Hintergrund "...und wenn das Trömmelsche geht" aus den Lautsprechern plärrte.

Von Höfen wars nicht mehr weit bis zu unserer Unterkunft am Perlenbach, aber die Sonne war hinter den Bäumen verschwunden und die Luft schnell kalt. Da mußten wir nochmal Handschuhe und Tücher rauskramen, um die letzten 2 km nicht zu frieren. Was für ein wunderbarer Tag auf dem Eifelsteig, traumhaft gute Aussichten, Landschaften, Bach- und Flußrauschen mit viel Sonne.

Unsere Unterkunft war wieder etwas belebter mit einigen Wandergruppen und holländischen Familien, aber das Zimmer super ruhig und groß, so dass wir uns voll ausbreiten konnten. Wir haben ja für drei Tage nie wirklich viel dabei, aber abends sahen die Zimmer immer wie nach einer Bombenexplosion aus. Irgendwo hingen stinkige Socken und schlammbespritzte Hosen und dazwischen Müll von Müsliriegeln oder Snickers ;-)

Am folgenden, vorletzten Tag sollte es auf den höchsten Punkt des gesamten Steigs gehen, über den Steling mit 659m. In Monschau hatten wit ein bißchen abgekürzt, denn da wurde es uns zu touristisch und beim Aufstieg Richtung Mützenich bekamen wir einen ersten Eindruck von den vereisten Wegen. Hoch gehts ja immer noch etwas besser als unkontrolliert runter zu rutschen, aber angenehm wars trotzdem nicht. Und es wurde immer kälter je höher wir kamen. An der angeblichen Bettstatt von Karl dem Großen (nach der Legende hat er hier mal mit seinen Mannen genächtigt) machten wir an der Schutzhütte unsere erste Rast und aßen unsere Brötchen. Trotz Hütte und Tee wurde es uns bald zu kalt und wir marschierten wieder los, um warm zu werden. Die Strecke über das hohe Venn war dann nur noch mit Mütze und Kapuze zu ertragen, es war so eisig. Aber die Sonne kam nochmal raus und wir legten die schnurgerade Asphaltkilometer wenigstens bei Sonnenschein zurück. Das belgische Hochmoor mit den vielen Birken und Sträuchern sah schon ganz idyllisch aus, aber die Asphalttreterei mit den vereisten Stücken war anstrengend.

Es waren an diesem Tag auch viele Wanderer unterwegs, aber wir trafen auch Radfahrer, wobei sich einer direkt vor unseren Augen wegen des Eis auf die Klappe legt, autsch.

Bis Roetgen waren es noch ca. 5km, aber irgendein Rosenmontagsumzug dröhnte uns entgegen. Wir hatten etwas Sorge, dass wir mit unserer Unterkunft an der Bundesstraße vielleicht mitten im Getümmel sein könnten, aber es wurde dann doch ganz ruhig im "Genagelten Stein". Denn wir waren die einzigen Gäste und eigentlich waren Montag und Dienstag Ruhetag, aber wir durften trotzdem bleiben, sollten uns im Restaurant einfach mit Getränken bedienen und anrufen, wenn was wäre. Vertrauensvoll sind wir wohl ;-)

Zum Abendessen gingen wir dann in die Pizzeria direkt nebenan. Wir hatten zwar am Nachmittag einen etwas unfreundlichen Wirt erlebt, der mich erstmal zum Schuhe putzen auf den Abtreter schickte, aber der Hunger war dann einfach zu groß, um noch ein anderes Restaurant in Roetgen zu suchen. Der Ort kommt jetzt nicht wirklich romantisch daher, da die befahrene Bundesstraße direkt durch den Ort führt, aber wir durften ja am nächsten Tag weiter ziehen ;-)

ch, und bei Nebel und vielleicht einem Grad über Null mußten wir erstmal in Gang kommen, um warm zu werden. Es wurde ein ganz guter letzter Abschnitt auf dem Eifelsteig. Wir kamen an riesigen Öfen vorbei, wo vor Jahren Kalk gebrannt wurde und auch die letzten Kilometer nach Kornelimünster wurden am Bächlein richtig idyllisch. Ein letzter Kaffee vor dem Münster, dann ging es mit dem Bus zurück nach Gemünd.

So gefallen uns die Karnevalstage am besten, alaaf!

(Good Grip, 16.5.2016)

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