Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück
Radwanderung: Elbe, Müritz und zurück

Hinter Schnackenburg gings erstmal mit Matschwegen los, aber unsere Räder sind inzwischen zu Mountainbikes mutiert. Das schlammige Aussehen steht den schwarzen Rahmen nun nicht unbedingt optimal, aber die Fahrtauglichkeit ist auf allen Wegen super und wir radelten flott und mit Rückenwind gen Müritz. Wir sahen auf den Wiesen wieder eine Menge Störche, aber da gesellten sich auch Schwärme von anderen großen Vögeln dazu. Wir brauchten eine Weile, bis wir die Kraniche identifiziert hatten, aber dann waren wir schon sehr beeindruckt. In Wittenberge überquerten wir die Elbe auf der Eisenbahnbrücke. Die Radfahrer durften auf ratternden Bohlen neben der Bahn fahren, was sich als äußerst ruckelig und nicht unbedingt handgelenkschonend erwies. In Wittenberge mussten wir dann erstmal meine zwitschernde Kette ölen lassen, die Regenfälle waren wohl doch heftiger und haben uns alle schön geduscht. In Wittenberge erlebten wir auch die ersten Kopfsteinpflaster-Straßen, die uns im Laufe der Zeit noch mächtig auf den Geist gingen. Die nerven nämlich nicht nur mit dem Fahrrad, wenn man darüber hoppelt wie eine Kartoffel auf dem Band, auch die Geräuschbalstung ist unsäglich, wenn ein Auto an einem vorbei fährt. Aber nicht nur die besonderen Straßen versprühten noch den spröden, ostdeutschen Charme, da gab es auch noch ein paar alte Häuser und Plattenbauten, die wie aus einer anderen Welt schienen. Die wunderschönen Abschnitte durch den Wald, die mit guten Plattenwegen aufwarten konnten, wollen wir aber auch nicht unerwähnt lassen. Motto dieses Tages war aber eindeutig: "Ich kann Alleen sehn". Diese alten Bäume beeindruckten uns sehr und wir konnten immer schon sehen, wo es uns hinführte. Wie aus dem Nichts passierten wir am frühen Nachmittag ein Café mit angegliedertem Demeterhof-Laden. Wir gönnten uns Erdbeerkuchen und Capuccino und konnten diese Idylle kaum fassen. Nach 86 km erreichten wir Heiligengrabe. Unsere Unterkunft war drinnen deutlich besser als von außen und das Abendessen nahmen wir im gegenüberliegenden Bistro ein, der uns türkische und italienische Pizza bot. Der Besitzer unserer Unterkunft kam mit seinen trockenen Sprüchen nicht so gut bei uns an und insgesamt war es ein etwas bizarrer Aufenthalt in einem Ort, der zwar das Kloster Heiligengrabe hat, aber ansonsten auch etwas verloren zwischen den Autobahnen sein Dasein fristet.

Beim Frühstück begegneten wir einem Pärchen, was sehr in die etwas merkwürdige Kulisse passte. Er summte die ganze Zeit bei der Auswahl am Buffet, zwischendurch wies er seine Partnerin darauf hin, sich gerade zu halten und am Gürtel trug er sein Taschenmesser im Täschchen ganz adrett vor sich her....hmmm. Passend zu der etwas angespannten Stimmung grummelte draußen ein Gewitter, was sich dann bei Aufbruch aber wieder beruhigte. Es war zwar sehr bedeckt, aber von dem Temperaturen tropisch schwül und so waren wir über den Fahrtwind mal wieder sehr dankbar. Der Wind frischte sogar noch auf und kam trotzdem weiterhin aus der richtigen Richtung, so dass wir einen kräftigen Rückenwind genießen konnten. An der Müritz gabs dann natürlich einen top Radweg durch den Wald, den noch einige andere Jogger, Spaziergänger und Radler mit und ohne Packtaschen nutzten. Die Anzahl der Menschen nahm kontinuierlich mit der Nähe zum größten Binnengewässer zu und als wir durch Waren rollten, hatten wir schon fast wieder genug von all den Touristen und Eiscafes. Wir mussten noch ein Stück weiter zu unserem Campingplatz Ecktannen, der uns mit der riesigen Zahl von Wohnmobilen, Wohnwagen und Zelten beeindruckte, nicht unbedingt positiv, aber in der hintersten Ecke konnten wir dann doch ein ruhiges Plätzchen für unser kleines "Zeltchen" finden. Wir nutzten die Vorteile des Campingplatzes und schmissen eine Ladung Wäsche an und gingen auch noch schwimmen. Es kam dann irgendwann ein mächtiger Regenguss runter, den wir im Sanitärgebäude trocken überstanden. Das Zelt hielt dem Regen mehrmals stand, denn in der Nacht regnete es nochmals heftig. Wir schliefen etwas unruhig in der kleinen Unterkunft, was nicht nur an der Straßenlaterne lag, die mir genau ins Gesicht schien. Wir waren mit dem Liegekomfort irgendwie noch nicht so vertraut, hoffen aber auf weitere, gemütliche Nächte in dem kleinen grünen Domizil.

Der nächste Morgen begann, dank eines perfekt organisierten Campingplatzes, mit frischen Brötchen. Den Bestellzettel hatten wir am Tag vorher abgegeben und mit Croissant und Orangensaft lässt es sich sogar mit Tüte unterm Hintern aushalten. Denn leider gab es keine Sitzgelegenheiten oder Bänke, so dass es für unsere langen Glieder ein wenig unbequem wurde, aber wir genossenen das gute Wetter und radelten bald wieder los, um die Müritz zu umrunden. Mit uns waren mal wieder eine Menge Leute unterwegs und es herrschte reger Verkehr auf den perfekten Asphaltstrecken durch Wälder und tolle Gegend. Bei einem Fahrradverleih fragten wir nochmal nach Kettenöl für meine Quietschkette und einem Zug für die defekte Gangschaltung. Aber leider konnte uns der Typ nicht helfen und wir machten noch einen kleinen Stop am Captain's Inn am Hafen, was sich aber als komisches Etablissment herausstellte. Nach einem schnellen Kaffee waren wir froh, wieder aus dem Retortendorf mit Hochhäusern und einer bizarren Infrastruktur zu entfliehen. Toll ist es jedesmal, einfach weiter radeln zu können, und das Unbehagen einfach wie eine Wolke weiterziehen zu lassen. Die Wolken sind sowieso toll hier ;-) Ich könnte auch stundenlang in den Himmel gucken, wenn ich nicht auch mal auf den Weg achten müsste. Denn zwischen Kopfsteinpflaster und Plattenwegen gab es immer mal wieder das eine oder andere Schlagloch, was uns überraschte und aufmerken ließ. Es ging bis Warenthin, einem Ort mit 16 Einwohnern, den wir auf einem sehr abenteuerlichen Weg erreichten. Die Wegplatten standen zur Abwechslung nämlich auch mal senkrecht hoch. Direkt am Rheinsberger See lag das Gast- und Logierhaus Mischke, wo wir ein großes Zimmer mit Blick auf den See hatten. Das alte Haus hatte einen wunderschönen Garten, in dem wir abends essen konnten. Die Bedienung hatte richtig Lust, 2Tall ein vernünftiges, schnitzelhaltiges Abendessen anzuschwatzen, was man als Mann nach so einer Tour ja auch braucht ;-) Ich kann mich über diese Sprüche inzwischen köstlich amüsieren und habe meine Bratkartoffeln mit den frischen Pfifferlingen trotzdem sehr genossen. Das Haus hätte auch noch Kanuverleih und sogar eine Sauna gehabt, aber wir waren doch so ko, dass wir nichts mehr davon nutzen konnten. Aber der See bot uns am Abend noch eine grandiose Stimmung mit absoluter Ruhe, was für ein idyllisches Plätzchen.

Am Dienstag Morgen regnete es noch etwas und die grauen Wolken sahen nicht unbedingt nach Sommerwetter aus, aber tatsächlich klarte es auf, als wir wieder auf die Räder stiegen. Was für ein Glück! Am Oblisken des Rheinsberger Schlosses machten wir noch einen Stopp und bewunderten die Schlossanlage bevor wir in den Ort zum nächsten Fahrradladen fuhren, um 2Talls Gangschaltung checken zu lassen. Aber dazu hätte der Laden mehr Zeit gebraucht und so kauften wir nur ein Döschen Öl, was tatsächlich auch bei einer verdreckten und wohl leicht angerosteten Gangschaltung funktionierte, denn nach einigen Kilometern lief das Ding wieder einwandfrei. Leider hatte 2Tall bei dieser Aktion wohl etwas von dem Treibgas des Ölsprays eingeatmet. Denn er klagte dann über Übelkeit und Nebenhöhlenbeschwerden... uff, was hatten wir denn da gekauft? In Neuruppin kauften wir deswegen Emser-Salzlösung, um den Dreck wenigstens ein bißchen wieder auzuspülen. Zum Glück wurde es dann im Laufe des Tages besser und wir konnten weiterradeln. Es drohte allerdings ein Unwetter mit Tornados und wir wurden bei den dunklen Wolken echt unruhig und erhöhten sogar etwas unser Tempo. Aber es tröpfelte dann doch nur ein wenig und wir konnten bis zum Supermarkt in Wusterhausen wieder bei sonnigem Wetter fahren. Dort kauften wir unser Abendessen, denn das Lohmer Schloss bot uns eine Gemeinschaftsküche, die wir nutzen wollten. Als wir nach weiteren 10 km am Schloss ankamen, waren wir schon beeindruckt von dem Gebäude, dem Park drumherum und auch dem renovierten "Innenleben". 2Tall fragte im Spaß, ob es denn im Schloss spuken würde. Die Schloßherrin bejahte dies und meinte, dass er, der männliche Geist, sich vorwiegend im Erdgeschoss sehen liess....ah ja. Sie zeigte uns noch alles und ließ uns dann in der oberen Etage allein, denn die hatten wir komplett für uns, es waren keine weiteren Gäste da und wir genossen den Abend bei Vollkornnudeln, Arrabiata Soße, Möhren und Gurken. Was für ein Festmahl nach so einem Tag.

Auch das Frühstück am nächsten Tag nahmen wir in der Gemeinschaftsküche ein: Schwarzbrot mit Erdbeermarmelade, Trauben, dazu wurde schwarzer Tee gereicht. Nach einem kleinen Abschiedsplausch mit dem Schlossherren radelten wir bei schönstem Sommerwetter los und fuhren mal wieder an menschenleeren Alleen entlang. Alte Bäume, wenig Menschen, das gefiel uns alles sehr gut. In Havelberg kümmerten wir uns um den Proviant für den Tag, aber auch um das Abendessen, denn die "Wildgans" am Arendsee hatte Mittwochs Ruhetag und wir konnten zum Glück wieder ein Zimmerchen mit Kochnische buchen. Aber bevor wir den See erreichten, überquerten wir die Havel mittels Brücke und die Elbe dann mit einer Fähre. Sobald wir die Elbe erblickt hatten, kamen auch wieder die Störche, die nah am Deich umher staksten oder in ihren Nestern herumklapperten. Schon ein besonderes Bild mit diesen großen Vögeln. Der Elberadweg war leider in diesem Bereich schlechter und so hoppelten wir immer mal wieder über Grasbüschel oder fuhren um Schlaglöcher herum. Es waren noch andere Radler unterwegs, mit einer Truppe sprachen wir kurz und schwärmten vom dem tollen Schloss Lohm. Etwas vor dem Arendsee durchfuhren wir ein Waldgebiet, in dem wir uns nicht sehr wohl fühlten. Es war mal wieder kein Mensch unterwegs und die dunklen Wolken tauchten den Wald in ein besonderes Licht. Bizarr. Wir erreichten das grüne Band und es fing dann tatsächlich noch an zu regnen. So gerade eben kamen wir an der "Wildgans" an, ohne komplett durchzuweichen. Nach über 80 km waren wir mal wieder stolz auf unsere geradelte Strecke. Well done! Übrigens haben wir inzwischen die 1000 km Marke (seit Dinslaken) überschritten!

(Good Grip, 3.8.2017)

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