AT: Von Fort Montgomery nach Greenwood Lake
Appalachian Trail
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Wir schliefen ganz gut im Motel, auch wenn meine Schniefnase weiterhin sehr nervte. Taschentücher machen ja schon irgendwie einen Sinn... Wir gönnten uns im Bagel Cafe gegenüber leckeren Cappuccino und natürlich Bagels und fühlten uns bereit für den nächsten Abschnitt auf dem Trail. Wir wurden zum Zoo an der Hudson Brücke zurück gebracht, der leider noch geschlossen war, weil er erst um 10 Uhr öffnete. Wanderer dürfen nämlich einfach durch den Zoo zum Hessian Lake gehen, was natürlich eine interessante Wegführung gewesen wäre. Wir nahmen also den Bypass drum herum und bestaunten am Hessian Lake schon mal den Bear Mountain, den wir dann hochkraxeln wollten. Die Unmengen an leeren Picknicktischen waren auf eine gewisse Art beeindruckend, aber an einem Feiertag oder Wochenende hier zu sein, war sicherlich ein ganz anderes Gefühl. Wir folgten den weißen Strichen, bis es steil bergauf ging. Der Weg war mit perfekten Steinstufen ausgestattet, so dass es tatsächlich relativ einfach war. Es ging bis zum Aussichtsturm also viel besser als erwartet und wir genossen die traumhafte Sicht bei bestem Wetter. Die Skyline von New York war zu erkennen, wenn auch etwas dunstig. Wir gönnten uns ein Getränk an einer Vending Machine, hielten noch einen Plausch mit einem Thruhiker und setzten unseren Weg fort.

Wir wanderten so dahin, unterhielten uns angeregt über das Leben an sich und im Speziellen und wunderten uns, dass da plötzlich ein "F" in dem üblichen weißen Strich zu sehen war. Das war neu und leider auch nicht mehr der AT. Wir hatten tatsächlich den offiziellen Weg verloren, trafen aber mit einem kleinen Umweg wieder auf den eigentlich Weg. Das war uns noch nicht häufig passiert und wir waren etwas irritiert. Bei der nächsten Aussicht trafen wir ein Pärchen, was auch auf dem AT unterwegs war, und sich ebenso verlaufen hatte. Da war die Wegführung wohl nicht ganz eindeutig, wir waren gewarnt. Leider war auf diesem Abschnitt das Wasser sehr knapp und so beluden wir uns am nächsten Bächlein mit mehreren Litern, die wir am nächsten Shelter für die Übernachtung und zum Kochen brauchten. Mit zusätzlichen 3 Litern die Berge hoch zu stapfen, war überhaupt nicht lustig und wir krochen nur so dahin, weil der Rucksack heftig auf die Schultern und die Hüften drückte. Wir schafften es dann aber doch irgendwie zum Shelter, wo schon eine Gruppe von Teenagern lauthals rumkrakehlte. Zuerst dachten wir, dass es sehr störend sein könnte, aber im Nachhinein hofften wir, dass die Bären einen großen Bogen um dieses Gebiet machen würden. Taten sie wohl auch, denn in der Nacht hörten wir nur den Wind.

Am nächsten Morgen freuten wir uns schon sehr auf den Tiorati See, denn dort wollten wir Ruth mit ihren Enkelkindern treffen. Wir kamen fast zeitgleich am See an und freuten uns riesig, sie wieder zu sehen. Sie brachte uns ein wunderbares Picknick mit und wir genossen die Früchte, den Käse und die Unterhaltung mit ihr. Leider war der Strand gesperrt und die Kinder konnten nicht schwimmen gehen. Also ging es danach noch in den Zoo, aber wir wollten dann doch weiter wandern, denn wir wussten noch nicht so genau, wie weit wir es an diesem Tag schaffen würden und wo wir übernachten könnten. Es wurde etwas später, aber wir fanden ein feines Plätzchen zum wild campen. Das war das erste Mal, dass wir so ganz allein unter einem Baum unser Zelt aufschlugen und wir waren entsprechend nervös, aber wir überlebten es, und freuten uns auf den nächsten Townstop an diesem Tag. Bis dahin waren es aber auch noch ein paar Kilometer, die sich auch noch als eine ziemliche Kraxelei herausstellten. Aber an einer Straßenkreuzung gabs dann nochmal Trailmagic mit Getränken und Chips, was wir dankbar annahmen.

Irgendwann trafen wir noch auf ein Trio von zwei Wanderern und einem Hund. Cowboy, Whipper Will und Lissy wollten es eigentlich auch noch bis Kathadin schaffen, aber der Deutsche ahnte es eigentlich schon, dass er es mit seinem Hund in den wenigen Wochen bis Oktober nicht mehr hinbekommen würde. Er stammte aus Pforzheim und wirkte schon etwas frustriert, dass er den AT nicht ganz würde gehen können. Sie berichteten von vielen Bären, die des nachts an der Bärenbox ruckelten oder auch mal die Bärenleine abrissen... das beruhigte mich nun nicht unbedingt.

Als wir am Nachmittag aus dem Wald auf den Parkplatz traten, war der Hotdog Stand zwar schon geschlossen, aber der Eisladen ein paar Meter weiter war noch auf, so dass wir unseren zweiten Townstop mit einem leckeren Eis und einer grandioser Aussicht einleuteten. Wir beschlossen, ein Taxi zu ordern, weil es im Staat New York nicht erlaubt ist, den Daumen raus zu halten. In dem Moment, wo das Taxi einbog, fragte uns jemand, ob er uns in den Ort bringen könnte. Schade, schlechtes Timing, aber trotzdem nett. 2Tall hatte ein Zimmer in einem Inn reserviert, aber leider war das eine totale Enttäuschung, denn wir hatten quasi ein Zimmer im Restaurant. Das Restaurant ist hier wohl berühmt für sein deutsches Essen, aber nicht für seine schönen Zimmer und auch nicht für freundliche Manager.

Das Fenster und die Gardinen konnten wir nicht öffnen, denn sonst hätten wir bei einem der Tische mit essen können. Nach dem ersten Schock über dieses unsägliche Etablissement (dazu kamen noch ein paar andere Sachen) konnte 2Tall ein anderes Zimmer am See organisieren, was sogar Frühstück anbot, wo wir unsere Wäsche waschen konnten und wo wir näher an den Einkaufsläden waren, denn wir mussten ja auch noch für die nächsten Wandertage Proviant haben. Das Hotel war leider noch teurer als das erste, aber wir bissen in den sauren Apfel, denn wir wollten uns ja auch irgendwie erholen. In den USA steigen die Preise für Hotelzimmer am Wochenende einfach nochmal um 30%, was wir nun sehr deutlich zu spüren bekamen. Außerdem war es auch noch ein Feiertagswochenende, eigentlich konnten wir uns glücklich schätzen, dass wir überhaupt noch ein anderes Zimmer fanden. Aber die Glücksseligkeit stellte sich nicht sofort ein, wir waren total kaputt, enttäuscht von der miesen Hotelerfahrung und wollten irgendwann einfach nur noch schlafen. Hoffentlich würde sich der Zero Day am nächsten Tag positiv auswirken, damit wir wieder etwas Kraft sammeln konnten.

Fazit: Hänge immer eine Bärenleine auf, denn es gibt sie hier wirklich, und vermeide Wochenenden in größeren Orten, denn dann wird man wie eine Weihnachtsgans ausgenommen.

(Good Grip, 2.9.2017)

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