TA: Von Ngunguru nach Waipu
Te Araroa
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Der Ruhetag in Ngunguru war erstaunlich schnell vorbei, aber mit dem großen Raum, dem Platz und der Küche hatten wir schon den Eindruck, das wir uns erholen und uns auch was Gesundes kochen konnten. Am Morgen steht dann erstmal eine kurze Bootstour mit James an, der auf der anderen Seite des Inlets auch einen Campingplatz betreibt, wo viele der Wanderer übernachten. Wir hatten diverse SMS mit ihm ausgetauscht und trotzdem müssen wir eine halbe Stunde auf ihn warten. Das ist etwas verwirrend, weil er immer so prompt auf die Nachrichten reagiert hat und super zuverlässig gewirkt hat. In der Wartezeit können wir aber ein paar Stand-Up-Paddler beobachten, die Kind und Hund aufgeladen haben und durch die Bucht gleiten. Dann kommt James aber mit seinem Silberpfeil angezischt und wir kommen ihm barfuß etwas entgegen, weil der Wasserstand gerade sehr niedrig ist und das Motorboot nicht weiter an den Steeg fahren kann. Die Fahrt dauert nicht sehr lange und leider kann James uns die 8 km Straße zum Track nicht fahren. Das ist etwas schade, denn er hatte in seinen SMS angedeutet, dass er das wohl machen könnte. Er ist sich aber ziemlich sicher, dass wir einen Lift bekommen und wir laufen erstmal los. Es gibt einige Häuser an der Straße, aber in unsere Richtung fährt leider erstmal keiner. Dann kommt uns die Post entgegen und tatsächlich fährt sie kurze Zeit später wieder in unsere Richtung. Wir strecken den Daumen raus und sie hält tatsächlich für uns an. Wir setzten uns zwischen die Pakete und gondeln los. Die Postfrau muss natürlich noch ein paar Stops wegen Zeitungen und Briefen machen, aber wir sind dann doch bald am Trailhead vom Mackerel Forest Track. Der ist leider nur 4 km lang, aber wir durchwaten 2x ein Flüsschen und gehen einen wunderschönen, gemähten Grasweg entlang. Danach wirds dann leider wieder Asphalttreterei und wir machen uns erstmal auf, denn wir wollen nicht sofort den Daumen raushalten. Aber nach knapp 9 km haben wir die Nase voll und versuchen unser Glück. Gar nicht so einfach, denn die Straße ist eine Sackgasse und in Pataua gibt es am Ende nur eine Fußgängerbrücke. Aber ein Ehepaar hat Erbarmen mit uns, sie wollen gerade zu ihren Pferden, haben die Sättel in den Kofferraum geschmissen und bringen uns bis zu der Brücke. Tja, Pferdeleute eben...

Auf der Brücke herrscht wildes Treiben, denn da gibt es eine Menge Leute, die das Wochenende nutzen, um Kayak zu fahren, am Strand zu liegen oder von der Brücke ins Wasser zu springen. Es herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre. Leider müssen wir noch weiter die Straße entlang, denn die Flut kommt bald schon wieder rein und wir können deswegen nicht am Wasser entlang gehen, um zum Tidesong B&B zu gelangen. Steffen hat ausgiebig davon geschwärmt und im Flugzeug gab es sogar einen Film über den TA, wo von dieser Unterkunft für Wanderer berichtet wurde. Es dauert aber leider noch einige Straßenkilometer, bis wir endlich dort ankommen. Dann allerdings betreten wir ein tolles Haus, und ein Wanderer, der es noch durch das Watt geschafft hatte, sitzt schon in der Küche und unterhält sich mit den Gastgebern. Der Garten, das gesamte Terrain ist wunderbar angelegt und überall blüht es. Selbst die Cabin und die Zeltplätze sind sehr liebevoll gestaltet und die warme Außendusche ist ein Genuss. Unsere beiden Gastgeber sind aber schon etwas älter und wirken vom Hikertrubel und dem B&B Geschäft ein wenig überfordert.

Wir bekommen kühle Getränke, Kaffee und warme Scones und können uns im Garten vom Asphalttreten regenerieren. Inzwischen versuchen wir herauszufinden, wann am besten das Übersetzen mit dem Boot bzw das Frühstück stattfinden sollte. Gar nicht so einfach, das auch noch mit den Tidezeiten zu koordinieren. Irgendwie einigen wir uns dann aber auf ein Frühstück um 7.30 Uhr und eine Bootsfahrt um 8.15 Uhr. Wir beziehen unsere kleine Cabin, töten ungefähr 65 Mücken und kochen uns am Picknicktisch nebendran noch ein paar Nudeln. Wir bekommen Salat aus dem Garten geschenkt und können unser Abendbrot tatsächlich zusätzlich zum Knoblauch noch mit grünen Leckereien aufpeppen. Um die Cabin schlafen noch 3 Wanderer in ihren Zelten. Da ist Leon aus Bremen, Mike aus Neuseeland und Dan aus Hawai. Leider sind die Matratzen üble Hängematten und wegen der Wärme sind wir am nächsten Morgen ziemlich gerädert und unsere Wirbelsäulen waren auch nicht wirklich amused. Aber ein reichhaltiges Frühstück kann uns aufpeppen und als wir die 10 Minuten Bootstour gemacht haben, freuen wir uns auf den nächsten TA Abschnitt. Auf einer Wiese steht das Zelt der beiden Franzosen und wir hoffen sehr, dass sie die Besitzer der angrenzenden Farm gefragt haben, ob sie hier übernachten dürfen. Das wäre sonst doof und würde dem TA nicht gut tun.

Leider gehts dann auf Asphalt erstmal wieder steil bergauf und wir schwitzen bei der Sonne heftig. Es ist schwül-heiß und wir müssen auf dem steilen Stück ganz schön kämpfen. Von oben gibt es dann aber mal wieder einen fantastischen Blick und wir sehen schon, welchen Strandabschnitt wir dann gehen werden. Der Ocean Beach sieht fantastisch aus und auch die Einheimischen genießen den Sonntag Nachmittag dort mit ihrer Familie. Am Strand angekommen, galoppieren zwei Reiter mit ihren Pferden an uns vorbei und ich beobachte das etwas wehmütig und muss unweigerlich an die Neuwerk Tour denken, die ich damals mit meiner Freundin und unseren beiden Pferden gemacht habe. Wir wandern an diesem Tag nur 14 km zu einem B&B, was etwas oberhalb des Ocean Beachs liegt und können es kaum fassen, als wir dort ankommen. Das Haus ist nicht nur wunderschön eingerichtet und gestaltet, es hat diesen fantastischen Blick auf die Bucht und auf der anderen Seite befindet sich die Bergkette mit dem Te Whara Track, den wir für den nächsten Tag geplant haben. Wir nutzen die Dusche draußen neben der Sauna und beziehen unser Zimmer mit Meerblick. Dieser Ort scheint paradiesisch und wir können es kaum glauben, dass wir hier sein dürfen. Am Abend sitzen wir mit Melissa und Dan am großen Tisch und lauschen den Kiwis, die hier ganz in der Nähe zu finden sind. Es gibt frischen Salat, wir unterhalten uns viel über Neuseeland, Hawai und Deutschland und sind am Abend geflasht von all diesen wunderbaren, visuellen Eindrücken. Wir entscheiden uns, eine zweite Nacht in diesem Paradies zu verweilen und werden den steilen Track am nächsten Tag deswegen mit nur wenig Gepäck machen. Danach werden wir sicherlich sehr verwöhnt sein und das normale Hikerleben vielleicht gar nicht mehr haben wollen?

Der wunderbare Morgen beginnt natürlich auf der Traumterasse mit einem gesunden Frühstück. Melissa achtet sehr auf Ernährung, was ich super finde. So kann ich weiterhin ein paar gesunde Lebensmittel zu mir nehmen, die meinen Muskeln und Gelenken hoffentlich helfen. Sie lebt ebenso wie ich fast vegan, ist aber mit ihrem Garten natürlich eindeutig im Vorteil. Ja, ich bin neidisch, das gesamte Paket hier macht mich schon nachdenklich. Wenn man doch so leben kann...

Wir gehen dann aber erstmal wieder wandern, darum sind wir ja hier. Der Track ist sehr steil, aber die Blicke über das Meer sind ungeheuerlich. 2Tall entdeckt in den Wellen unter uns zwei Delfine, die in der Nähe der Surfer in den Wellen schwimmen. Wow. Nach einiger Zeit tauchen wir in den Schatten der Bäume ein und genießen das kühle Grün dieses tollen Weges. Es gibt viele Stufen, die alles etwas erleichtern und trotzdem schwitzen wir enorm. Wie gut, dass wir soviel Wasser mitgenommen haben. Mit tollen Pausen und Ausblicken kommen wir gegen 15 Uhr am Gipfel des Mount Lion an und schicken Melissa eine Nachricht, weil sie uns dann unten an der Straße abholen wird. Die restlichen Höhenmeter können wir bequem auf diversen Treppen und Stufen zurücklegen. Der Höhenunterschied ist relativ stark, so dass wir sogar mit den Ohren Druckausgleich machen müssen. Das war sicher eine Höllenarbeit, all diese Treppen und Stufen in den Hang zu klotzen. Dan ist schon vor uns unten am Parkplatz und zusammen steigen wir ins Auto. Melissa bringt Dan zum Hafen, wo er am Marsden Point übersetzen wird, wir bleiben kurz an einem Lädchen und decken uns mit kühlen Getränken ein. Ein anderer Deutscher wird vor dem Laden abgesetzt und wir fragen uns, warum das eigentlich so leicht zu erkennen ist, dass er aus Deutschland kommt. Sieht man uns das auch so an? Ist es das Auftreten oder die Klamotten? Melissa bringt ihn zu seinem Hostel, wo wir ihn wohl auch morgen wieder abholen, denn dann werden wir zusammen im Hafen bei der einzigen Ölraffinierie Neuseelands übersetzen. Der rüstige Rentner, der sein Boot zur Verfügung stellt, will aber erst eine Runde Tennis spielen, deswegen werden wir ihn um 11.30 Uhr treffen.

Der Abend endet mit einem köstlichen Abendessen auf der Terrasse und wir beobachten die dunklen Wolken, die über das Meer ziehen. Es regnet und donnert, aber die Regenmenge ist gering und Melissa hätte für ihren Garten gerne mehr gehabt. Ach so, wir gucken noch einen kurzen Film über Neuseeland in einem "Medien-Raum", der mit einer riesigen Leinwand und Beamer ausgesattet ist. Es ist wirklich alles hier, was das Herz begehrt und wer das Paradies kennenlernen will, muss mal hierher kommen.

Ein tolles Frühstück zum Abschluss, dann bringt uns Melissa zum Hafen, wo das Boot schon am Traktor hängt. Wir drei Deutschen werden zuerst rüber gefahren, mit einem ziemlichen Tempo, aber leider ohne Orcas zu sehen, die hier wohl ab und zu im Hafenbecken nach Nahrung suchen. Hinter uns sind noch ein paar Leute, die mit Rädern unterwegs sind, die aber auch zwischendurch gefahren werden. Wir laufen dann erstmal wieder am Strand entlang, haben nochmal tolle Blicke auf die Berge, die wir gestern erwandert haben und müssen dann einen Fluss durchqueren, so dass wir den nächsten Strandabschnitt bis Waipu laufen können. Zum Glück passt es diesmal mit der Ebbe, so dass wir ohne große Schwierigkeiten, durch den Fluss gehen können. 2tall hat die Tiefe vorher ohne Rucksack gescoutet und ohne Zwischenfälle landen wir auf der anderen Seite, ohne den großen Umweg über die Straße zu nehmen. Der zweite Strandabschnitt folgt und mit einer steifen Brise gegen uns, wirds etwas anstrengend. Aber uns gefällt es immer noch, am Strand zu laufen, auch wenn wir uns wieder einmal etwas dabei verbrutzeln. Es sind ein paar Leute unterwegs, mit ihren Autos, Angeln, Pferden, Motorrädern oder so ganz ohne was... ein FKK Abschnitt ist nicht ausgewiesen, aber dies scheint der Ort dafür zu sein. Wir kommen gut voran und biegen dann irgendwann vom Strand ab, um nach Waipu zu laufen. Da wir aber relativ spät gestartet sind und wir auch noch einkaufen und waschen müssen, halten wir den Daumen raus und das klappt prompt. Die Dame, die wir schon mit ihrem Hund am Strand gesehen haben, bringt uns direkt zum Hostel und wir erledigen alles, was ein Wanderer bei einem Townstop zu tun hat. Die obligatorische Pizza gibt es leider nicht, weil der Laden erst ab Mittwochs geöffnet hat, aber mit frischen Avocados, Tomaten, Hummus und Brot sind wir auch sehr zufrieden. Bon Appetit!

(Good Grip, 20.12.2017)

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