TA: Von Waipu nach Orewa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa
Te Araroa

Das Hostel in Waipu ist einfach und leider gibt es nur Minibetten, die uns am Kopf-und Fußende während der Nacht etwas genervt haben. Aber es gibt auch nur drei Zimmer, deswegen ist es einigermaßen ruhig im Haus. Mit uns ist noch Nico da, mit dem wir ja zusammen Duncans Bootsfahrt gemacht haben, und eine junge Frau, die aber ganz offensichtlich nicht auf dem Trail unterwegs ist. Am Morgen gibt es erstmal einen heftigen Regenschauer und der Wind frischt ziemlich auf. Als wir gegen 8.30 Uhr loslaufen, ist es wieder sonnig, aber der Wind begleitet uns den gesamten Tag und wird sogar richtig böse böig. Bis zum Campingplatz in Mangawhai Heads sind es fast 30 km, aber wir hoffen auf der langen Straße Richtung Cove eine Mitfahrgegelenheit zu bekommen. Es gibt neben der Straße für 2-3 km sogar einen Fuß- und Radweg, der etwas abseits von den Autos ist. Das ist so grundsätzlich ja zu begrüßen, aber zum Stoppen der Autos eben doch nicht. Also laufen wir erstmal los und hoffen auf den nächsten Abschnitt, aber auch hier haben wir kein Glück und wir müssen die 6 km auf der blöden Straße latschen, bis wir endlich an der Abzweigung zum Ridge sind. Da haben wir dann endlich den goldenen Hitchhiker-Daumen, es sind zwar nur 3,5 km, aber immerhin sparen wir uns den Teil, der steil auf Schotter bergauf geht. Oben angekommen gehts durch abgeholzte Gegenden, die wirklich traurig aussehen. Auch der Wind wird wieder stärker und wir müssen unsere Kappen und Hüte immer mal wieder festhalten, weil es so stürmt. Dann kommen wir aber irgendwann wieder durch Wald und der Weg ist einfach schick. Leider ist auch dieser Abschnitt zu schnell vorbei, und es beginnt ein fieser, steiler Abstieg zur Straße und ein brutal windiger Teil über Schafsweiden. Die Wollknäule blöken uns immer mal wieder an und manche haben auch schon ihre trendige Sommerfrisur. Bis zum Küstenweg haben wir noch einiges an Auf- und Abstiegen zu tun, dann allerdings wirds so schön, dass wir immer wieder anhalten müssen, weil die Aussicht einfach fantastisch und das Meer so türkis ist. Wir sehen noch unsere erwanderte Bergkette in der Ferne und auch zwei große Inseln vor der Steilküste. Das Meer ist durch den starken Wind extrem aufgewühlt und selbst Segler sind heute nicht zu sehen. Nach ca. 40 Minuten geht es steil zum Strand runter, wo einige schicke Häuschen stehen, die mit Pool und großen Glasfronten hier ihren perfekten Platz gefunden haben. Wir haben es nicht mehr so weit bis zum Surfclub, wo die Straße in den Ort beginnt. Wir laufen zum Campingplatz und finden ein schönes, schattiges Plätzchen mit Picknicktisch. Seit einiger Zeit bauen wir mal wieder das Zelt auf und hoffen, dass der Wind uns diesmal mit der Kondensation etwas hilft. Leider bekommen wir von der Rezeption eine falsche Info wegen der Duschen und sowohl 2tall bei den Männern, als auch ich duschen leider kalt. Der blöde Automat hat also unsere Münzen geschluckt, aber kein warmes Wasser ausgespuckt. Doof. Nicht sehr hikerfreundlich.

Am Morgen hat sich das schattige Plätzchen natürlich zum Hotspot gewandelt und wir verweilen nicht lange, sondern frühstücken und laufen dann in den Ort, um dort noch einzukaufen. Am Kaffee und Blaubeermuffin kann ich nicht vorbei gehen und gönne mir deswegen ein zweites Frühstück. Die Rucksäcke sind wieder gefüllt und wir starten unseren Hike, in der Hoffnung, dass wir die langweilige Straße wieder mit einem guten Daumen überbrücken können. Eine Anwohnerin erbarmt sich, sagt erst, das wir wohl faul seien, ist dann aber ganz still, als sie erfährt, dass wir vom Cape Reinga hierher gelaufen sind. Sie setzt uns im nächsten Ort am Supermarkt ab und wir füllen nochmal unsere Getränkevorräte für den langen Beachwalk auf. Leider sind es bis zum Beach auch nochmal 5 km auf Schotterstraße, aber wie es das Glück so will, hält ein Auto einer Deutschen, die hier schon seit 9 Jahren lebt. Sie will mit ihrer Mutter auch zum Strand, um dort spazieren zu gehen. Perfektes Timing. Auf der Schotterpiste überholen wir Steffen und Nico, die ganz in der Nähe des letzten Supermarkts in einem privaten Hostel übernachtet haben. Die sind aber so flott, dass sie uns schon bald einholen und wir das letzte Stück bis zum Pakiri Beach Holiday Park zusammen gehen. Die Flussüberquerungen waren heute ein Leichtes, und wir brauchten uns unterwegs noch nicht einmal die Schuhe auszuziehen. Am Ende gibts dann doch noch eine Barfußsection, um zum Campingplatz zu kommen, aber dann haben wir unser Ziel erreicht. Es gibt auch einen kleinen Shop mit gekühlten Getränken und Eis, was wir alle erstmal nutzen. Einige Cabins sind frei und wir entscheiden uns für die Bett-Kühlschrank-Kombi. Nico und Steffen wählen die schattenlose Wiese und schlagen dort ihre Zelte auf. Da es noch relativ früh ist, trauen wir uns das erste Mal in die Wellen und genießen das Meer. Unfassbar gut.

Nico hat keinen Kocher dabei, kann sich vom Campingplatz aber einen leihen. Die Küche ist zwar mit Gasplatten, Wasserkochern, Mikrowellen und einem Münzgrill ausgestattet, aber Töpfe und Besteck gibt es nicht. Komisch eigentlich, denn das letzte Motelzimmer, was wir in Ngunguru hatten, war küchenmäßig top ausgestattet. Wir sitzen am Abend vor unseren Töpfen und löffeln unsere üblichen Gerichte aus, gehen aber dann auch bald ins Bett, weil uns die Sonne am Strand ganz schön verbrutzelt hat.

Am Morgen kommen wir nur schwer voran und der steile Weg auf den Berg lässt uns bei dem schwül heißen Wetter extrem transpirieren. Es ist heftig und wir machen viele Pausen, um wieder zu Luft zu kommen. Leider fängt es dann auch noch an zu regnen und die Sauna unter dem Poncho ist perfekt. Nico zieht während einer Pause irgendwann an uns vorbei und ward nicht mehr gesehen. Wir quälen uns weiter durch das Dickicht, treffen noch eine Spaziergängerin, kommen an der Wetterstation vorbei und stoppen an einem kleinen Rinnsal, wo wir unbedingt noch Wasser auffüllen wollen. Ein Blatt hilft uns, unsere Flaschen aufzufüllen, um aber überhaupt die Flaschen ans Blatt zu halten, bedarf es einer besonders anstrengenden Position. Sie könnte vielleicht "Der durstige Wanderer" heißen.

An der Straße überlegen wir, wo wir die Nacht verbringen könnten. Daumen raus und in den Ort nach Matakana? Dort gibt es allerdings nur ein sehr teures B&B, was uns Dreien irgendwie nicht so ganz behagt und bei einer Unterkunft in der Nähe, die alles gehabt hätte (Zeltplatz, Cabin, Gemüse aus dem Garten) geht leider keiner ans Telefon. Dann entdecken wir in den Trailnotes, dass es an der Schotterstraße, die wir sowieso gehen müssen, Gartenzeltplätze bei Privatleuten zur Verfügung stehen. Bei Matt und Jass hört es sich am besten an und wir laufen los. Steffen ist schon mal vorgegangen und leider entdecken wir ein Schild am Haus, dass die Familie Ferien macht und nicht zu Hause sei. Oh nein, so ein Pech, aber unser Kiwi Glück bleibt uns treu und Matt kommt nach einem kurzen Telefonat nochmal vorbei (sie machen in der Nähe Urlaub) und gibt uns ein kühles Bier aus, zeigt uns seine Dusche und bietet uns sogar an, den Pool zu benutzen. Das ist alles mal wieder so unfassbar toll, dass die Menschen hier so gastfreundlich und so hilfsbereit sind. Wir sitzen also am Ende eines anstrengenden Tages im Garten einer neuseeländisch-holländischen Familie, kochen unsere Nudeln und haben ein gemütliches Zeltplätzchen neben dem Hasen des Hauses. Life is good.

Am nächsten Morgen hat Matt einen Termin auf dem Farmers Market, weil er dort verkauft, aber er kommt nochmal vorbei, macht uns einen leckeren Kaffee und nimmt sich sogar noch etwas Zeit, um mit uns über ein entspanntes Leben im Speziellen und im Allgemeinen zu plaudern. Wir starten aber dann dann auch irgendwann, die Beine sind etwas schwer vom schwülwarmen Wetter des Vortages und wir schleppen uns bis zum Startpunkt der Totara Scenic Reserve. Steffen trifft dort eine Wanderin aus Dänemark wieder, die er in Ahipara kennengelernt hat. Wir lassen es langsam angehen, Steffen hat allerdings die Laufschuhe an und kann ein ganz anderes Tempo gehen, er hat ordentlich Kondition entwickelt und wir sehen nur noch eine Staubwolke. Der Trail ist hügelig und wurzelig und wir sind so froh, dass das Wetter trocken ist und die Wurzeln deswegen als Stufen zu gebrauchen sind. Kaum auszudenken, wie dieser Teil bei Regen wäre. Am Ende, nach dem Aufstieg zum Dome und zum Aussichtspunkt, wartet nach einem treppenreichen Abstieg ein Café, worauf wir uns den ganzen Weg freuen können, und gegen 14.30 Uhr kommen wir auch endlich dort an, genießen Milchkaffee, Schokoschake, Scones und Sandwiches. Yummi.

Bis zu unserer Unterkunft bei einer Schweizer Familie sind es noch ein paar Kilometer über Farmland. Dort erwartet uns eine Idylle, wie man sie vielleicht nur auf einer Alm sonst hat. Denn es gibt einige Ziegen mit handgemachten Glocken, die direkt unter dem Ferienapartment wohnen, klingeln und ihre Weide haben. Dann gibt es noch einen sehr lieben Hund "Luna", der mich immer wieder animieren kann, das Stöckchen quer über den Hof zu werfen. Ich finds super hier und ich genieße das "Landleben" sehr. Wir bekommen gratis frische Ziegenmilch, eine große Zucchini aus dem Garten und können unsere Nudeln mit frischem Grün aufpeppen. Wir checken noch kurz unsere Mails, dann gehen wir müde ins Bett und sind froh, dass wir eine Matratze und sogar eine richtige Bettdecke haben. Wir können am Morgen im Haupthaus frühstücken und wieder einmal sind wir von dem Platz und den großen Fensterfronten begeistert. Die Menschen haben es sich hier schön gemacht. Die Familie lebt seit siebzehn Jahren in Neuseeland und betreibt einen mobilen open air Kinowagen, verkauft aber inzwischen auch die Ziegenmilch und den Käse. Die Menschen scheinen immer mehrgleisig zu fahren beim Geld verdienen. Flexibilität, Offenheit für Neues, das scheint hier ein Motto zu sein, was funktioniert.

Für den nächsten Tag haben wir bis zum Pub von Puhoi eigentlich nur 5 Stunden zu wandern (laut der Schweizerin), aber wir brauchen etwas länger. Der Weg beginnt hügelig, wird aber am Ende sehr idyllisch, weil er toll angelegt und sehr grün durch den tropischen Wald führt. Der Blick auf den Pub verspricht ein kühles Bier und ein spätes Mittagessen. Steffen steht aber schon vor dem Pub an der Brücke und hält ein kühles Getränk aus dem General Store bereit, der Trailangel macht seinem Namen mal wieder alle Ehre. Steffen, wir danken dir!

Nach der Stärkung im Biergarten müssen wir nur noch einen Lift nach Orewa finden, denn dort ist unsere Cabin auf dem Campingplatz, wo wir zwei Nächte verbringen wollen. Das ist viel einfacher als erwartet, denn als wir die Straße am Pub kreuzen und ich einfach schon mal den Daumen beim Laufen raus halte, stoppt ein Mensch, der ein Kayak auf dem Dach hat und gerade die Flussfahrt gemacht hat, die wir auch hätten machen können, aber die wegen der Tidezeiten nicht möglich war. Wir werden nach einem kurzen Zwischenstop in Wenderholm, einem größeren Park, direkt zu unserem Campingplatz gebracht. Das ist klasse und so haben wir auch noch genug Zeit, unsere Einkäufe zu erledigen. Die Weihnachts- und Erholungstage können kommen, wir sind alle reif für einen Zeroday.

Merry X-Mas!

(Good Grip, 25.12.2017)

 alle rechte vorbehalten. © jahre wandern ∙ impressum ∙ datenschutz