PCT: Von Rainy Pass nach Stehekin
Pacific Crest Trail
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Wir werden direkt an unserem Hotel in Seattle von sehr hilfsbereiten Menschen abgeholt, die uns zum Hikerhostel in Sedro-Woolley bringen, wo wir noch eine Nacht schlafen, bevor es dann wirklich auf den Trail geht.

Unsere Fahrer geben uns sogar noch Schokolade und einige Karten vom Mount Rainier mit. Sie fragen natürlich, warum wir einen Rollkoffer dabei haben. Darin sind unsere Mexikoklamotten, die zu den PCT Traildays geschickt werden, wo sich Wanderer dann Sachen leihen können, während ihre Wäsche läuft. Es wird also fast alles recycelt oder verschenkt, so dass wir nichts einfach wegschmeißen.

Es ist klasse, noch vor dem eigentlichen Start Trail Angel kennenzulernen, die das einfach so machen, Fremden helfen, weil sie Fans vom PCT sind, obwohl sie selber diesen noch nicht gegangen sind. Wir sind immer wieder von dieser Hilfsbereitschaft beeindruckt.

Melindas Hiker Hostel ist schnell gefunden und wir setzen uns zusammen auf die Porch und erzählen erstmal ein bißchen. Wir bekommen die neuesten Updates zu den Waldbränden, leider müssen wir aus Sicherheitsgründen tatsächlich von Rainy Pass aus Richtung Süden starten und können nicht zur kanadischen Grenze wandern. Schade, der Teil soll schön sein, uns fehlen darum direkt die ersten 60 Meilen vom Trail.

Dann gehen wir nochmal all unsere Klamotten durch. Melinda arbeitet bei REI und kennt sich sehr gut aus. Wir sortieren einiges aus, so dass ich tatsächlich 2kg Zeug in einem weiteren Paket an unseren Trail Angel in Connecticut schicken kann, die ein paar Sachen für uns aufbewahrt. 2Talls aussortierte Sachen wiegen ca. 800g, immerhin. Als wir gerade mit der Sortiererei fertig sind, bekommt Melinda eine Nachricht von einem deutschen Wanderer, den sie am 4. Juli zum Harts Pass gebracht hat. Er ist gestürzt, mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden und musste mit sechs Stichen an der Stirn und am Auge behandelt werden. Er möchte abgeholt werden und braucht für einige Tage Erholung in Melindas Hostel. Wir springen also alle ins Auto und fahren zum Krankenhaus in Everett, eine gute Stunde Fahrt in Richtung Seattle.

Wir finden den Verunglückten in der Nähe der Notaufnahme mit einem ziemlich geschwollenen Gesicht. Er sieht schlimm aus, und als er uns seine Geschichte erzählt, hat er Tränen in den Augen. Er ärgert sich über den Sturz, wir finden allerdings, dass er noch Glück hatte, und sind froh, dass er soweit gesund ist.

Abends gibt es dann noch eine schnelle Pizza, die wir von unterwegs abholen. Wir bauen unsere Betten auf der Porch und machen das erste Mal quasi "Cowboy Camping" ohne Zelt. Allerdings hat Melinda eine überdachte Terrasse (natürlich mit einem REI Vorzelt), was auch gut ist, denn am nächsten Morgen regnet es etwas.

Wir schlafen nicht gut, sind super nervös und die Geschichte mit Sturz und Notaufnahme hat uns nun auch nicht unbedingt ruhiger gemacht. Melinda serviert uns einen starken Kaffee, es gibt zuckersüße Donuts und um 9:30 Uhr gehts dann mit einem weiteren Trail Angel und seinem Pickup in die Berge. In 1,5 Stunden geht es bis zum Rainy Pass, wo wir starten.

Wir sind immer noch sehr nervös und laufen ganz langsam los. Die Rucksäcke sind so unfassbar schwer und deswegen machen wir ganz viele Pausen. Wir sind wegen der Zeit in Mexiko ja völlig außer Form und versuchen immer wieder in unsere Körper reinzuspüren. In diesem ruhigen Tempo kommen wir gut zurecht und um 17:30 Uhr erreichen wir unsere erste Übernachtungsstelle, den Six Mile Campground. Ein Traum von einem Zeltplatz, es gibt eine Bärenbox zum Schutz unserer Vorräte, ein Fluß fließt direkt am Camp vorbei und es gibt ausreichend Baumstämme, auf denen wir sitzen können. Es ist noch kein anderer außer uns da und ich kühle mir erstmal die Beine im Fluss. Das Wasser ist allerdings so eisig, dass es nur kurz möglich ist, da drin stehen zu bleiben.

Als wir gegessen haben und schon kurz davor sind, ins Zelt zu klettern, kommen dann doch noch drei Hiker, ein Pärchen und eine einzelne Frau ins Camp. Das ist dann doch ganz angenehm, nicht ganz allein hier zu sein.

Am zweiten Tag starten wir um 8 Uhr, wir sind die Ersten, und hoffen, dass wir um 15 Uhr den Bus von High Bridge nach Stehekin bekommen können. Es dauert alles viel länger als gedacht, wir sind langsam mit den schweren Rucksäcken und irgendwann habe ich das Gefühl, dass sich am Vorfuß Blasen entwickeln. Das kann doch nicht sein, ich hatte noch nie Probleme mit Blasen... Irgendwann gucke ich dann doch mal nach und klebe mir Blasenpflaster auf, aber das ist schon zu spät. Es tut ziemlich weh und ich fange an, damit irgendwie weiter zu eiern.

Auf dem Weg liegen immer wieder riesige Haufen, die eindeutig von Bären stammen, und in denen noch diverse unverdaute Beeren gut zu erkennen sind. Plötzlich stoppt 2Tall, wir weichen zurück, denn ein großer Schwarzbär sitzt am Wegesrand und mampft Beeren.

Das Klappern mit den Wanderstöcken und unsere Rufe veranlassen den Bär, ganz gemütlich ins Gebüsch abzuziehen. Wow, das war jetzt aber aufregend und unsere Atemfrequenz bleibt noch lange ganz schön hoch. Wir haben einen Bären gesehen und der war ganz schön nah!

Um den Bus zu bekommen (er fährt nur dreimal am Tag), müssen wir ordentlich Gas geben, was unseren Füßen nicht gut tut. Außerdem müssen wir nochmal einen Bären davon überzeugen, den Wanderweg frei zu geben. Wir können es kaum fassen, der zweite Zottel innerhalb einer Stunde. Völlig abgekämpft, aber just in time, erreichen wir High Bridge und für schlappe 8 Dollar pro Nase fährt uns der Bus zur berühmten Bäckerei von Stehekin, wo wir uns mit diversen Leckereien eindecken und den Laden damit finanziell sanieren.

Für PCT Hiker gibt es auf dem Campingplatz im Bereich für Gruppen die Möglichkeit, umsonst ein Zelt aufzuschlagen. Wir finden noch ein kleines Plätzchen, aber insgesamt ist es wegen des Wochenendes ganz schön voll.

Stehekin liegt super idyllisch am Chelan See, es ist ein Feriendorf, es gibt viele teure Aktivitäten, die man buchen kann, aber vorwiegend wandern die Leute hier und kaufen die Bäckerei leer. Das Wetter ist wunderbar und der Blick auf den See im Abendlicht, kaum zu beschreiben. Was für ein idyllisches Plätzchen.

Meine Füße fühlen sich nicht gut an, die Blasen am Vorfuß suppen so vor sich hin, zwei Zehen weisen Blutblasen unter den Nägeln auf, und wir sind von den ersten zwei Tagen ziemlich geschafft. Aber wir wollen weiter, wir entscheiden uns, am nächsten Morgen den Bus um 8 Uhr zu nehmen, der natürlich erstmal zur Bäckerei fahren wird.

Wir wollen in den nächsten 7 bis 8 Tagen weiter zu Stevens Pass wandern, aber es kommt natürlich alles ganz anders als gedacht...!

(Good Grip, 24.7.2021)

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